Robo Wunderkind ist der Name eines Robotik-Sets für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren. Damit gibt es einen weiteren Anbieter, der Kinder und Jugendliche fit für die Digitalisierung machen möchte. Robo Wunderkind macht dabei einiges anders als bisherige Robotik-Sets, die wir getestet haben. Große Blöcke mit Steckprinzip und Software für alle Plattformen sind nur zwei Punkte, die wir gut finden. Kritik haben wir aber auch. Was genau das Set auszeichnet und wo es unserer Meinung nach klemmt, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Der Anbieter

Hinter dem Robo Wunderkind steckt die Robo Technologies GmbH aus Österreich. Sie vertreibt den Robo Wunderkind und hat, soweit wir das beurteilen können, auch die Apps für Steuerung und Programmierung erstellt. Die Website zum Robotik-Set finden wir gut gemacht. Schrift und Abbildungen könnten vielleicht etwas kleiner sein, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, aber das ist wirklich nur ein kleiner Kritikpunkt.

Aktuell ist Robo Wunderkind das erste und einzige Produkt von Robo Technologies; wir sind zumindest über keine weiteren Produkte gestolpert. Ab dem 22. Oktober 2019 gibt es allerdings eine Kickstarter Kampagne für neue Blöcke, eine neue App und weitere Spiele. Über die Kampagne und eventuelle neue Produkte halten wir euch natürlich auf dem Laufenden, zum Beispiel in unserem Newsletter.

Die Zielgruppe

Unserem Eindruck nach besteht die Zielgruppe vom Robo Wunderkind allgemein aus Privatpersonen und Schulen. Für Schulen gibt es auf der Website einen extra Bereich. Die Sets, Apps und der bereitgestellte Lehrplan werden dort als „eine einsatzbereite pädagogische Lösung“ beschrieben. Insbesondere den fertigen Lehrplan mit 70 Stunden fachübergreifendem Lehrmaterial finden wir gut. Positiv hervorzuheben ist auch die Einbindung von Wissenschaft – zumindest wird die International Society for Technology in Education (ISTE) verlinkt, eine globale Gemeinschaft von Pädagog*innen mit dem Ziel, Technologie in der Bildung zu nutzen.

Die Robotik-Sets

Der Robo Wunderkind kommt in mehreren Ausführungen daher. Der Robo Wunderkind kommt in mehreren Ausführungen daher. Es gibt das „Starter Set“ (179 Euro) mit der Grundausstattung und das „Education Set“ mit mehr Bauteilen (249 Euro). Des Weiteren wird noch das „Advanced Set“ (149 Euro) angeboten, das als Erweiterung dient und mehr Hardware-Blöcke bietet. Die Preise stammen aus dem Shop des Robo Wunderkind. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels scheint es allerdings Probleme im Shop zu geben, sodass man nicht auf den Warenkorb klicken und den Kaufvorgang abschließen kann. Zwischen verschiedenen Anbietern unterscheiden sich die Preise teilweise erheblich. Bei Amazon war das „Education Set“ beim Schreiben dieses Artikels sogar etwas teurer als im Shop von Robo Technologies. Andere Anbieter hatten zum Beispiel das „Starter Set“ für circa 140 Euro im Angebot. Hier lohnt sich also ein Vergleich, falls ihr zuschlagen möchtet.

Im Großen und Ganzen finden wir die preisliche Aufteilung in Ordnung. Die Preise bewegen sich in einem Bereich, der von der Konkurrenz ebenfalls verlangt wird. Nach unserem Test ist die Hardware das Geld im Grunde auch wert. Ein paar Euro günstiger könnte das „Education Set“ vielleicht sein, insgesamt ist der Preis aber nichts, was wir groß bemängeln möchten. Auf die Produkte werden zwei Jahre Garantie gegeben, es gibt eine 15 Tage Geld-zurück-Garantie und lebenslangen Kundenservice. Versandt wird das Produkt weltweit.

Wir stellen in diesem Artikel das „Education Set“ vor, das uns kostenfrei für eine Rezension zur Verfügung gestellt wurde.

Die Hardware – Was ist enthalten?

Kommen wir aber zur Hardware, die eine wichtige Komponente ist. Die Hardware besteht aus großen und robusten Blöcken in verschiedenen Farben. Verbunden werden die einzelnen Blöcke über ein LEGO® ähnliches Stecksystem. Es können darüber auch LEGO®-Teile an die Elemente von Robo Wunderkind angebaut werden. Das trifft aber nur auf die LEGO®-Steine zu. Die Hardware des LEGO® Mindstorms® EV3 zum Beispiel ist inkompatibel.

Das Paket kommt in einer netten Verpackung und die Blöcke selbst sind gut in Schaumstoff und teilweise auch Plastik verpackt. Beim Versand sollte da nichts schiefgehen. Beim Öffnen begrüßt einen ein kleiner Brief auf Englisch, der ein paar kurze Infos zum Produkt und zum Support bei möglichen Problemen gibt. Zusätzlich gibt es einige Aufkleber und ein kleines Heftchen. Letzteres finden wir sehr gut gemacht. Darin werden die Blöcke und ihre jeweilige Hauptfunktion ganz kurz vorgestellt und erklärt, was den Block ausmacht und was sein primärer Einsatzzweck sein könnte. Was der jeweilige Block nicht kann, wird aber ebenfalls beschrieben. Das ist insbesondere für Sensoren und Aktoren wichtig. Das Heftchen ist allerdings nur in Englischer Sprache enthalten, was ein kleines Manko ist.

Die Blöcke

Der orange Block ist der sogenannte Hub oder Hauptblock. Daran werden alle anderen Blöcke angeschlossen und mit Energie sowie Befehlen versorgt. Uns freut es, dass dieser Hub sowohl per USB (Kabel liegt bei) als auch per Bluetooth mit dem Computer, Smartphone oder Tablet verbunden werden kann. Es gibt zwar auch eine WLAN-Verbindung, diese scheint aber nur für Firmware-Updates zur Verfügung zu stehen. Weitere Infos dazu findet ihr weiter unten im Abschnitt zu den Updates. Das ist schade, denn WLAN ist unserer Meinung nach Pflicht bei diesen Produkten, was aber leider nicht alle Anbieter auch so sehen. Die Batterie des Hubs kann leider nicht gewechselt werden. Genau genommen handelt es sich um einen Akku, denn das Set kann über das USB-Kabel geladen werden. Für eine längere Lebensdauer wäre eine Wechselmöglichkeit allerdings dringend notwendig. Die aktuelle Bauform der Blöcke und das Gesamtkonzept scheinen darauf aber nicht ausgelegt zu sein.

Wie bereits kurz erwähnt, funktioniert die Verbindung der einzelnen Blöcke über ein Stecksystem, das auch LEGO-Steine akzeptiert. Beim Testen mit unserem Musterexemplar stellte sich das jedoch als eine etwas hakelige Angelegenheit heraus. Beim Lösen der Blöcke knarzte es ordentlich. Das mag daran liegen, dass unser Muster neu war oder zumindest so aussah. Ob die Verbindung nach einiger Nutzung etwas leichtgängiger wird, muss sich herausstellen. Ansonsten scheinen die Blöcke robust zu sein, ein Sturz sollte also keine Probleme bereiten.

Updates, Updates, Updates …

Wer die Hardware oder zumindest den Hauptstein zum ersten Mal in Betrieb nimmt und mit einem PC, Laptop, Mac, Smartphone oder Tablet verbindet, wird recht wahrscheinlich mit einem Firmware-Update begrüßt. Es ist erst einmal nichts Verkehrtes daran, wenn es Updates gibt, die Fehler ausmerzen und diese direkt beim Kunden vor Ort eingespielt werden können. Allerdings hat uns ebendieses Einspielen etwas Probleme bereitet.

Zuerst sollte der Baustein per Bluetooth verbunden werden; PC oder Laptop muss hierfür also mit Bluetooth ausgestattet sein. Wird ein Update entdeckt, muss dann das USB-Kabel eingesteckt werden. Anschließend startete der Hauptstein einen eigenen WLAN Hotspot, mit dem ebenfalls eine Verbindung aufgebaut werden musste. Beim Test mit einem PC ohne WLAN war es an dieser Stelle also erst einmal vorbei. Über den Laptop ging es zwar zügig weiter, im praktischen Einsatz könnte das aber zu einem Problem werden, je nachdem, wer die Bausteine zuerst in Betrieb nehmen soll.

Nach dem Verbinden mit dem WLAN des Hauptsteins wurde das Firmware-Update durchgeführt. Das hat bei uns leider erst nach etlichen Versuchen funktioniert. Einen Fortschrittsbalken oder ähnliches haben wir dabei nicht gesehen. Wir können tatsächlich gar nicht ganz genau sagen, wie das Update letztendlich durchgeführt wurde. Plötzlich war der Baustein nicht mehr im Update-Modus (dabei blinkt die Status-LED des Hauptsteins) und die App zeigte uns den Namen des Hauptbausteins und den Ladezustand des Akkus an.

Das Zustandekommen der WLAN-Verbindung hat generell etwas länger gedauert. Wenn gar kein Hotspot angezeigt wird, reicht es in der Regel aus, das WLAN am Laptop oder PC zu deaktivieren und direkt wieder zu aktivieren. Wenn es mal mit der Bluetooth-Verbindung nicht funktioniert, sollte der Hauptstein einmal aus- und wieder angeschaltet werden. Das alles ist etwas nervig. Hier könnte unserer Meinung nach auf jeden Fall in der App (wir haben unter Windows 10 getestet) aber vermutlich auch an der Hardware etwas nachgebessert werden.

Die Software – Das Set zum Leben erwecken

Außerordentlich positiv finden wir, dass so viele Möglichkeiten angeboten werden, den Robo Wunderkind zu steuern oder zu programmieren. Es gibt zwei Apps: „Robo Live“ und „Robo Code“. Mit ersterer kann der Roboter gesteuert werden, wenn man zum Beispiel ein fahrendes Auto mit Lenkung oder ähnliches gebaut hat. „Robo Code“ ist zum Programmieren gedacht. Dort können über ein Workflow-basiertes System einzelne Blöcke miteinander verbunden werden. Diese einzelnen Blöcke müssen durch Verbindungen in der Software miteinander verknüpft werden. Es handelt sich also nicht um ein softwarebasiertes Stecksystem wie Scratch oder EV3-G (die Programmiersprache von LEGO®), sondern ähnelt eher einem Netzwerk von Anweisungen, die der Roboter befolgen soll. Wer sich für Programmiersprachen für den LEGO® Mindstorms® EV3 interessiert, findet dazu einen Artikel von uns.

Beide Apps stehen für iOS, Android, Windows und macOS zur Verfügung. Das finden wir sehr gut, weil es die Einsatzmöglichkeiten erweitert. Schließlich hat nicht jede Schule iPads oder möchte sich für ein solches Robotik-Set extra welche anschaffen. Zusätzlich gibt es eine Schnittstelle (API), um den Roboter über eigenen Programmcode anzusteuern.

Die Bedienung der Software finden wir generell in Ordnung. Bei der Benutzerfreundlichkeit könnten noch einige Aspekte verbessert werden. Es scheint, als seien die Apps generell auf Touch-Bedienung ausgelegt, was für entsprechende Geräte natürlich in Ordnung ist. Besser wäre es aber, wenn für die Bedienung die Art des gerade benutzten Gerätes mitberücksichtigt würde. So könnten auf dem PC oder Mac zum Beispiel die Icons etwas kleiner gestaltet sein, um sie mit einer Maus bedienbar zu machen.

Bei uns lief die Software auf Englisch und wir haben keine Möglichkeit gefunden, das zu ändern. Dadurch waren auch die Hilfestellungen in der Anwendung auf Englisch, was gerade bei Kindern zu Verständnisproblemen führen könnte.

Soll die Software auf einem PC unter Windows installiert werden, empfehlen wir, die Apps aus dem Microsoft Store herunterzuladen. Das ist ebenfalls kostenfrei und hat den Vorteil, dass es automatische Updates über den Store gibt.

Ein Demo-Programm

Als Demo-Projekt haben wir einen kleinen Roboter gebaut, der auf Knopfdruck fahren kann. Das Zusammenstecken ist dabei kein großes Problem. Wer die vorgefertigten Aufgaben beziehungsweise Roboter baut, dem bietet die Software einen sehr netten Service: Als 3D-Animation wird angezeigt, wie der Roboter oder das Projekt am Ende aussehen soll. Das Modell kann in alle Richtungen gedreht werden, sodass man erkennen kann, wie die Blöcke genau miteinander verbunden werden müssen. Die Software zeigt dabei außerdem an, wie viele der Hauptbausteine wie Motoren und Sensoren noch fehlen. Der Hauptstein merkt also, welche aktiven Blöcke angeschlossen sind. Diese Prüfung und zusätzliche Hilfe finden wir fantastisch, da sie Einsteiger*innen das Bauen erheblich erleichtert. Aktive Blöcke sind hierfür natürlich ein großer Vorteil, grundsätzlich wäre diese Hilfestellung aber auch bei Robotik-Sets von anderen Herstellern möglich.

Programmierung als Netzwerk

Die Programmierung der Blöcke ist unserer Meinung nach am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Der Aufbau erfolgt als Graph beziehungsweise Netzwerk. Es müssen Knoten (die Bausteine) über Linien miteinander verbunden werden. Die Abbildungen in der App zeigen an, wie das aussehen könnte. Aktive Elemente, wie zum Beispiel der Knopfdruck, müssen als Eigenschaft auf eine Linie gezogen werden. Das Konzept ist durchdacht und funktioniert, wir könnten uns aber vorstellen, dass dieses System für komplette Neulinge am Anfang vielleicht nicht ganz nachvollziehbar ist. Blöcke zu verbinden, wie zum Beispiel bei Scratch 3, ist vielleicht etwas intuitiver.

Ansonsten funktioniert die Programmierung von Programmen recht gut. Als Verbesserung könnten die Blöcke noch beschriftet sein. Tooltips gab es bei uns nicht oder sie haben nicht funktioniert. Die Ausführung von Programmen funktioniert schnell und unkompliziert. Beim Drücken auf die Schaltfläche Start dauert es knapp eine Sekunde und das Programm startete auf dem Baustein. Eine kleine Hilfe ist im Programm ebenfalls enthalten, sie könnte nach unserem Geschmack aber ruhig noch etwas ausführlicher sein und weitere Tipps und Tricks verraten.

Fazit

Was halten wir nun vom Robo Wunderkind? Die Hardware finden wir super und für Kinder gut geeignet. Die Verarbeitung scheint in Ordnung zu sein, könnte aber was die Passgenauigkeit der Bausteine betrifft noch etwas verbessert werden. Die Langlebigkeit der Hardware können wir natürlich (noch) nicht beurteilen. Die einzelnen Blöcke erscheinen robust, wie langlebig und widerstandsfähig aber die Steckverbindungen und Kontakte sind, ist eine andere Frage.

Die Apps funktionieren ebenfalls gut. Das Update der Firmware sollte verbessert werden; hier gibt es auf jeden Fall noch Luft nach oben. Dass die Software nach allem was wir in Erfahrung bringen konnten, nur auf Englisch zur Verfügung steht, ist ebenfalls ein kleines Manko. Das ließe sich über ein Update aber problemlos beheben. Darüber, ob solch ein Update geplant ist bzw. wann es kommen soll, haben wir bisher allerdings keine Informationen.

Alles in allem denken wir, dass Robo Wunderkind ein solides Robotik-Set ist. Wir wünschen uns, dass die noch vorhandenen Probleme angegangen und in möglichen Nachfolgeprodukten hoffentlich gar nicht erst vorhanden sein werden.